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Nutzloser Schirm

27.5.2009 - Deutschlandradio

US-Raketenabwehrradar in Tschechien veraltet 

Der Raketenschirm, den die USA in Osteuropa errichten wollen, ist nicht nur politisch, sondern auch technisch höchst umstritten. Bislang war über die Einzelheiten der Raketenabwehr in Europa wenig bekannt. Nun ist eine Studie von unabhängigen Experten erschienen.  

(...)

... es ist fraglich, ob das Radar in Tschechien seiner Aufgabe jemals wird erfüllen können, meint der Physiker George Lewis von der Cornell Universität in Ithaca, New York.

"Im Weltraum, also dort, wo die Interkontinentalraketen unterwegs sind, gibt es keinen Luftwiderstand. Man kann also einen nuklearen Sprengkopf mühelos in einem Ballon verstecken. Und gleichzeitig könnte man noch eine Reihe von Attrappen los schicken. Das Radar würde dann nur die äußere Form der Objekte erkennen. Die Situation wäre dann etwa so wie für einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes am Flughafen, der herausfinden, soll ob jemand etwas in seinem Koffer schmuggelt, ohne aber in den Koffer hineinschauen zu dürfen. Das Radar kann einen Ballon mit Sprengkopf nicht von einem leeren Ballon unterscheiden."

Das (Radar) System müsste eigentlich mindestens fünf Mal so viele Sender-Empfängermodule haben, um wirksam arbeiten zu können. Hinzu kommt, dass das Radar in Tschechien keineswegs neu angeschafft wird, sondern ein Gerät ist, das seit zehn Jahren für Raketenabwehrtests im Pazifik im Betrieb ist. Es arbeitet darum mit veralteten Sender-Empfänger-Modulen. Aber die Neuanschaffung eines einzelnen Moduls kostet etwa 1000 Dollar, macht also mindestens 80 Millionen Dollar insgesamt. Und dieses Geld scheinen sich die Verantwortlichen erst einmal zu sparen. Sie lassen in Tschechen ein Radar installieren, das nicht genug Leistung hat. Lewis:

"Ich habe den Eindruck, dass sie einfach nur ihren Fuß in die Tür kriegen wollen. Sie wollen möglichst schnell irgendwas in Tschechien und Polen installieren. So wird es später leichter werden, die Anlagen zu vergrößern und zu verbessern. Insbesondere geht es darum, dieses Projekt zu etablieren, bevor ein neuer US-Präsident kommt. Denn wenn erst einmal Fakten geschaffen sind, wird es für einen neuen Präsidenten sehr schwer zu sagen, nein, wir ziehen uns aus diesem Projekt in Europa zurück."

Insofern sind die Sorgen der Russen sehr berechtigt: Das Radar in Tschechien mag wenig taugen und die ganze Raketenabwehr mag technisch sehr fragwürdig sein. Die Abfangraketen in Polen aber stellen auf jeden Fall eine Bedrohung für Russland dar.


Quelle: Nutzloser Schirm, Deutschlandradio, 24.04.2008 (von Jan Lublinski)

 


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